Schmuckpflanze und Schönheitselixier, Naturmedizin und Nahrungsergänzung, das alles ist Aloe vera. Und ganz nebenbei bringt sie außerdem jetzt in den trüben Wintertagen frisches Grün auf die Fensterbank!
Von weither aus den Wüsten des Orients ist sie in unsere Gärten und Häuser gekommen: die Aloe vera, auch Wüstenlilie genannt. Der volkstümliche Name ist Programm. Denn inmitten der harten Bedingungen ihres kargen Habitats schafft sie es, bunte Blüten und kräftige Blätter hervorzubringen. Damit ihr das gelingt, hat sie ein ganz besonderes Biogefüge von Wirkstoffen entwickelt. Genau das machen sich Naturheilkundige zunutze, um es für den Menschen zu verwerten. Und das schon seit mehreren tausend Jahren!
Wellnesstrend mit Tradition
Bereits vom alten Ägypten an galt die Wüstenlilie als Wundermittel: Dort wurde sie als Pflanze der Unsterblichkeit verehrt – ja sogar Kleopatra soll auf ihre verjüngende Kraft vertraut haben –, im hellinistischen Reich behandelte Alexander der Große nicht nur seine verwundeten Krieger damit, sondern sogar sich selbst, und im antiken Rom wurde das stachelige Liliengewächs schließlich als Arznei- und Pflegeelixier bei Hautverletzungen aller Art verordnet, von Frostbeulen über Ausschlag bis zu Geschwüren. Heute gibt die moderne Forschung dem Volksglauben recht. Über hundert Vitalstoffe hat man bis dato in der Sukkulente nachgewiesen, die in ihrer Kombination einzigartig in Medizin und Kosmetik sind.
Spezieller Substanzenmix
Da ist zunächst einmal ein hoher Anteil an Aminosäuren, die Stoffwechselstörungen entgegenwirken und damit gesundheitlichen und kosmetischen Problemen wie Haarausfall oder starker Faltenbildung. Dann gibt es eine breite Palette von Vitaminen, allen voran C und E, die Anti-Aging-Geheimwaffe gegen freie Radikale, außerdem Mineralstoffe und Spurenelemente, die den Wasserhaushalt ausgleichen und so Hauttrockenheit mildern. Unter den zahlreichen sekundären Pflanzenstoffen der Aloe vera ist Salicylsäure die bekannteste – und effektiv bei Schuppenflechte, Neurodermitis oder Ekzemen. Und schließlich unterstützen ihre Enzyme die Körperzellen bei der Abwehr von schädlichen Umwelteinflüssen und damit das Immunsystem. Der Star in ihrer komplexen biochemischen Zusammensetzung ist jedoch ein seltenes Polysaccharid namens Acemannan: Antiviral, antibakteriell und antimykotisch in einem, ist es eine natürliche Firewall gegen Viren, Pilze und Parasiten und hilft innerlich wie äußerlich, von Arthritis über Candida bis Gastritis.
Frisch statt Fertigprodukt
Bei so viel Pflanzenpower ist es kein Wunder, dass die Blume aus dem Orient mittlerweile von Ernährungsexperten, Biochemikern und Pharmakologen hierzulande in allerlei Shakes und Säften, Pulvern und Kapseln, Cremes und Shampoos verarbeitet – und vermarktet – worden ist. Doch Vorsicht: Diese Produkte enthalten oft nur einen geringen oder qualitativ minderwertigen Anteil der Stammpflanze, der obendrein durch die Konservierung noch mehr Effektivität einbüßen kann. Daher lautet die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation: Am besten das Gel vom frisch geschnittenen Blatt verwenden! Wie gut, dass Sie dafür nicht bis nach Asien oder Afrika fahren müssen, sondern die Wüstenlilie bequem zu Hause ziehen – und ernten! – können.
Anbau ohne Aufwand
Unter den insgesamt 300 Arten weltweit ist Aloe barbadensis miller für die Phytotherapie entscheidend. Ihre Kultivierung gelingt ganz leicht, lediglich was das Gießen betrifft, ist sie empfindlich. Staunässe verträgt sie nicht; hier heißt es also, mäßig wässern und für Drainage sorgen. Ansonsten ist die Überlebenskünstlerin hart im Nehmen. Ihr genügt nährstoffarme Erde, vielleicht etwas aufgepeppt mit Sand, Splitt und Perlit oder ein fertiges Sukkulenten-Kakteen-Substrat, sowie alle zwei bis vier Wochen ein wenig Universal- oder Kakteendünger. Als Standort bevorzugt sie zwar einen trockenen, warmen und hellen Platz, kommt jedoch ebenso gut mit Halbschatten zurecht – und das sowohl drinnen wie draußen. Denn Aloe vera kann alles: Im Winter Zimmerpflanze, zum Beispiel als minimalistische Blattdeko in modernen Räumen, ab Frühling im Topf auf Balkon und Terrasse oder im Beet, etwa in Steingärten. Egal wo, gönnen Sie ihr Platz, denn sie wächst sehr schnell und entwickelt viele Ableger – und im Sommer zauberhafte gelbe Blütenrispen, die bis zu 50 Zentimeter lang werden können.
Grüne Hausapotheke
Die Blattrosette können Sie dagegen das ganze Jahr über als Pflanzschmuck genießen – plus als Schönheits- und Heilmittel: Einfach eines der fleischigen Blätter kappen und mit der Schnittstelle die Haut betupfen oder mit einem Messer das Gel des Blatts herausdrücken und auftragen. So eine SOS-Maßnahme hilft bei Insektenstichen, Herpes, Schnitt- und Schürfwunden, Sonnenbrand und anderen Verbrennungen. Sie können Aloe vera aber auch kurmäßig anwenden, bei Akne, trockener, empfindlicher oder unreiner Haut. Zum Beispiel mit einer Maske, die Sie einmal wöchentlich zehn Minuten einziehen lassen. Dazu ein Blatt von der Außenhaut befreien, durchpassieren, den Saft mit einem Teelöffel Quark und Honig verrühren, fertig! Oder das Gel pur auftragen, kurz antrocknen lassen und dann abspülen. Diese Treatments lindern Reizungen, hemmen Entzündungen, befeuchten und beruhigen, glätten und pflegen den Teint: Ihr eigenes Home-Spa – mit dem Beautyelixier aus dem Blumentopf!