Alljährlich wählt der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt das „Gemüse des Jahres“. Für die Jahre 2015 und 2016 fielen die Wahl auf die Capsicum Arten Chili und Paprika. In beiden stecken so genannte Capsaicinoide, welche die Früchte scharf und uns beim Verzehr „glücklich“ machen. Denn auf den Genuss des scharfen Gemüses reagiert der Körper mit einer erhöhten Durchblutung und der Ausschüttung des Glückshormons Endorphin. Nicht nur auf dem asiatischen und südamerikanischen Kontinent stehen die Scharfmacher schon länger regelmäßig auf dem Speiseplan: Mittlerweile finden sich Paprika und Chili auch innerhalb der deutschen Küche immer häufiger wieder.
Glücklicher Fund
Kolumbus hat von Amerika verschiedene Varianten der Capsicum annum wie Jalapeño, Serrano und Cayenne nach Spanien gebracht, welche er alle für Pfeffergewächse ( Piperaceae ) gehalten hatte. Von dort aus breitete sich der „Spanische Pfeffer“, der zur Familie der Nachtschattengewächse ( Solanaceae ) gehört, rasch im Mittelmeerraum aus. Seitdem heizt uns das scharfe Gemüse in Eintöpfen, Aufläufen, Soßen oder Gulasch ordentlich ein. Heute gilt Indien als größter Produzent von Chilis. Streng genommen ist die Schärfe kein Geschmack. Vielmehr stimuliert das Capsaicin beim Verzehr die Schmerzrezeptoren der Mundschleimhaut. Selbst beim bloßen Hautkontakt werden die lokalen Schmerz- und Wärmerezeptoren aktiviert. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, bei der Verarbeitung besonders scharfer Chilis Gummihandschuhe zu tragen. Gleichzeitig wird dieser Effekt auch in der Arzneikunde für wärmende Cremes oder Pflaster eingesetzt. Bei der Anwendung entsteht auf der Haut ein Brennen oder Hitzegefühl und der Körper schüttet Glückshormone aus.
Vielseitige Verwendung
Chilischoten lassen sich sehr vielseitig verwenden – denn sie werden längst nicht nur in pikanten Gerichten genutzt. Die Kombination aus süß und scharf haben bereits die Azteken genossen, indem sie Kakao mit Chilipulver getrunken haben.
Zudem haben die Gemüsezüchter sehr viele Farb- und Formvarianten der Chili gezüchtet – ähnlich wie bei den Tomaten. Alleine dadurch ergibt sich eine recht abwechslungsreiche Verwendung in Garten und Küche.
Eigene Anzucht
Bereits im Februar kann mit der Anzucht der Chilipflanzen begonnen werden. Schließlich können je nach Sorte zwischen 60 bis 120 Tage zwischen der Aussaat und der Ernte vergehen. Wer ganz besondere Sorten im Garten kultivieren möchte, sollte diese selber aus dem Samen ziehen. Beim Gärtner gibt es zwar fertige Chilipflanzen zu kaufen, doch die Auswahl der Sorten ist oftmals begrenzt. Weil die Chilisamen sehr empfindlich sind, ist es ratsam hochwertiges Pflanzsubstrat zur Anzucht zu verwenden. Bei Temperaturen zwischen 22 bis 24 Grad Celsius können die Samen optimal keimen. Das lässt sich oft recht gut in einem Minigewächshaus auf der sonnigen Fensterbank erzielen. Alternativ kann auch ein beheizbares Minigewächshaus für die eigene Chilianzucht genutzt werden. Es kann bis zu 14 Tagen dauern, bis die Chilisamen zu Keimen beginnen. Erst nach dem Erscheinen des dritten Keimblattes, sollten die Sämlinge pikiert werden. Dazu werden sie mit einem Pikierstab jeweils in ein eigenes Töpfchen umgesetzt. Ins Freiland dürfen die wärmeliebenden Pflanzen allerdings erst Mitte / Ende Mai – also nach den Eisheiligen. Bevor die ersten Früchte geerntet werden können, muss sich der Gärtner mindestens bis Juli gedulden. Doch dafür kann die Pflanze teilweise bis in den Herbst hinein stets neue Früchte hervorbringen. Wer eine Geschenkidee für einen Liebhaber scharfen Essens sucht, sollte sich an Habaneros ( Capsicum chinense ) versuchen. Sie zählen zu den schärfsten Chilis der Welt.